Wie die IT zum innovativen Partner für das Business wird

Erfolgreiche Unternehmen haben erkannt, dass die IT wettbewerbsdifferenzierend sein kann, wenn man sie in die Geschäftsentwicklung einbindet. Damit die IT hier einen innovativen Beitrag leisten kann, muss sie sich an einer Reihe von Zielsetzungen ausrichten. Das Kapitel zeigt ein gangbares Vorgehen  dafür auf.

Aktuelle Situation

(STEFAN PROTTUNG)

Die Unternehmens-IT steht als Dienstleister für das Business traditionell im Spannungsfeld zwischen steigenden Kundenanforderungen und Kostendruck. In den letzten Jahren kommen massiv gestiegene Compliance-Anforderungen an das Unternehmen hinzu, die durch die IT zu erbringen sind und ohne sichtbaren Mehrwert für die Kunden eine Menge Aufwand kosten. IT-Compliance kann als die Gesamtheit aller Massnahmen verstanden werden, die gesetzes- und rechtskonformes Verhalten der IT, seiner Organe, Führungskräfte und Mitarbeiter zum Ziel hat. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass IT-Technologie und -Leistungsfähigkeit mehr denn je die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen bestimmt. Die IT muss daher befähigt werden, die Commodity-Leistungen kostengünstig und sicher zu erbringen und gleichzeitig eine hohe Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit zu erreichen.

Rolle der IT

Die Rolle der IT in Unternehmen kann entsprechend der Wichtigkeit für das Geschäft und der IT-Nutzung gegliedert werden.

Unterschieden werden Leistungen der IT, die eher den Charakter von Strom, Wasser, Licht haben und als Commodity so effizient wie möglich erbracht werden sollten. Dann belegt die IT Nischen, wo allen Beteiligten klar ist, dass es ohne die IT nicht geht, wie beispielsweise in komplexen Steuergeräten. Im Unternehmenskontext gewinnt die IT hierdurch allerdings keine grössere Bedeutung. Wichtig für Unternehmen ist die IT, wenn sie lieferfähig und zuverlässig ist. Die IT hat zu funktionieren, da wesentliche Teile des Unternehmens von ihr abhängen und nur dann arbeitsfähig sind, wenn die IT die notwendigen Leistungen erbringt. Wettbewerbsdifferenzierend wird die IT, wenn sie das Geschäft voranbringt und dadurch einen hohen Nutzen, beispielsweise durch die Ausweitung des Umsatzes, erreicht.

Vielfach ist die Erwartung an die IT eher in Richtung Commodity, Lieferfähigkeit oder eventuell noch in “Nischen”. Das kann für viele Funktionen im Unternehmen auch sehr gut passen. Beispielsweise wird in der Finanzbuchhaltung genau dies benötigt. In der Produktentwicklung oder im Kundenservice kann die IT aber auch zu Wettbewerbsdifferenzierung beitragen. Sie muss allerdings die Lieferfähigkeit beherrschen, um sich die Akzeptanz für die Beteiligung an der Geschäftsentwicklung zu erarbeiten. Schwerpunkt dieses Beitrags ist die Beschreibung der zu ergreifenden Massnahmen in der IT. Notwendig sind auch Zwischenschritte, wie beispielsweise eine stärkere Agilität der IT.

Erfolgreiche Unternehmen haben erkannt, dass die IT wettbewerbsdifferenzierend sein kann, und beziehen sie in die Geschäftsentwicklung mit ein – nicht als die alles entscheidende Instanz, sondern als einen Aspekt, der zur Unternehmensstrategie einen Beitrag leisten kann. Bildlich gesprochen wird die IT aus dem Maschinenraum auf die Brücke des Schiffes geholt, ist aber nicht der Kapitän. Untersuchungen bestätigen dies. Weil hat in seiner empirischen Untersuchung von IT-Governance in Unternehmen herausgearbeitet, was die Besten im Umgang mit der IT auszeichnet [7]. In der folgenden Aufstellung sind die wesentlichen Aspekte dargestellt.

Was zeichnet Top-Governance-Performer aus?

  • Mehr Manager in Führungspositionen können die IT-Governance des Unternehmens beschreiben: Hohes Bewusstsein bewirkt, dass die Richtlinien und Prinzipien der IT-Governance ein Teil der Unternehmenskultur werden und bewusst in Handlungen und Massnahmen der Mitarbeiter einbezogen werden. Eine klare und einheitliche IT-Governance-Definition bei allen Beteiligten ist hierbei unabdingbar.
  • Mehr Wert auf Kommunikation im Unternehmen: Durch verschiedene formelle Kommunikationswege konnten Top-Performer ihre Strategien und Konzepte im Unternehmen effektiv verbreiten
  • Mehr direkte Beteiligung und Einbeziehung der Mitglieder der Unternehmensführung: Um eine adäquate IT-Governance im Unternehmen sicherzustellen, muss der CIO oder der IT-Verantwortliche auf Unternehmensführungsebene vollkommen in die Entwicklung eingebunden sein. In den meisten Fällen sind diese für die Implementierung und Umsetzung verantwortlich. Ausserdem hat die Einbeziehung von anderen Mitgliedern der Unternehmensführung und von IT-Führungskräften in Geschäftseinheiten signifikante Effekte auf eine Umsetzung der Rahmenbedingungen zur erfolgreichen IT-Governance.
  • Klare Formulierung von Erfolgszielen für IT-Investitionen: Je fokussierter die Ziele sind, desto leichter ist eine Entwicklung und Definition der IT-Governance. Unternehmen mit einer Vielzahl von verschiedenen Zielen, die teilweise miteinander in Konkurrenz stehen, sind durch eine komplexe Struktur mit unklaren Prozessen und Entscheidungen geprägt. In diesem Umfeld ist es schwierig, klar definierte IT-Governance-Richtlinien und Best Practices umzusetzen.
  • Mehr Differenzierung in der Unternehmensstrategie: Die Unternehmensstrategie der Top-Performer hat einen hohen Differenzierungsgrad und zielt auf die Generierung von Unternehmenswert ab. Beispiel für solche Strategien sind Kundenorientierung und Produktinnovation. Die Differenzierung soll den zuvor erwähnten strategischen Fokus unterstützen, wobei es wichtig ist, die IT-Governance den speziellen Anforderungen entsprechend anzupassen.
  • Weniger Ad-hoc-Entscheidungen und mehr formal genehmigte Ausnahmen: Durch die fortschreitenden technologischen Entwicklungen sind Ausnahmen vom Unternehmensstandard in Bezug auf Applikationen und Systeme unausweichlich. Dennoch sollten auch derartige Entscheidungen einem formalen Genehmigungsprozess folgen.

 

Blog from Markus Christen